Grundumsatz berechnen oder Phantasiezahl würfeln?
Der Begriff „Berechnung“ ist im Zusammenhang mit dem Grundumsatz falsch. Denn der Grundumsatz eines Menschen kann nicht berechnet werden. Der kann nur gemessen werden. Und gemessen wird er mit Hilfe der Spiroergometrie. Dennoch ist das Internet voll von so genannten Grundumsatz Rechnern. Auch der Fettrechner stellt selbstverständlich solche Grundumsatzrechner zur Verfügung (allerdings mit kritischen Anmerkungen zu den gelieferten Ergebnissen).
Grundumsatz Rechner
Wie kommen diese Rechner zu ihren Zahlen?
Die meisten Tools, mit denen online ein Grundumsatz angegeben wird, verwenden dieselbe Formel dafür. Fast immer handelt es sich dabei um die so genannte Haris-Benedict-Formel. Diese Formel berücksichtigt ein paar wenige Faktoren, die teilweise nur einen geringen Einfluss auf den Grundumsatz haben:
- Das Alter
- Die Größe
- Das Gewicht
- Das Geschlecht
Die Harris-Benedict-Formel ignoriert aber alle Faktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf den Grundumsatz haben:
- Die Genetik
- Die geistige Beanspruchung
- Die tägliche Arbeit
- Das Stresslevel, dem Du ausgesetzt bist
- Die psychische Verfassung
- Die Art der Freizeitgestaltung
- Sportarten, die Du betreibst
- Die vorhandene Muskelmasse
- Die Höhe des Körperfettanteils
- Die Menge der fettfreien Masse
- Der individuelle Fitnesszustand
- Die Menge des täglichen Schlafes
- Die Qualität des täglichen Schlafes
- Raucher oder Nichtraucher
- Medikamente
- Die Funktion der Schilddrüse
- Die Höhe des Ruhepulses
und weitere mehr. All diese Faktoren haben einen wesentlich größeren Einfluss auf den Grundumsatz als zum Beispiel ob jemand 1,70 m oder 1,75 m groß ist. Dennoch werden diese Faktoren in der Harris-Benedict-Formel nicht berücksichtigt. Diese Formel taugt also überhaupt nicht zur Berechnung des individuellen Grundumsatzes. Sie liefert höchstens eine Abschätzung des Grundumsatzes. Aber eine Abschätzung Deines Grundumsatzes hilft Dir nicht weiter.
Sinn und Unsinn der Grundumsatz Abschätzung
Um verständlicher zu machen, wieso eine Abschätzung des Grundumsatzes völliger Unsinn ist, haben wir folgenden Schuhgrößen-Rechner programmiert. Dort gibst Du - wie bei der Berechnung des Grundumsatzes - Dein Alter, Deine Größe und Dein Gewicht ein. Denn all das sind Daten, die einen Einfluss auf Deine Schuhgröße haben. Danach rechnet Dir der Schuhgrößen-Rechner nach einer Formel (nennen wir sie „Fettrechner-Formel“) aus, wie groß Deine Schuhgröße ist:
Hat Dir der Rechner Deine richtige Schuhgröße ausgerechnet? Vielleicht hat er einen Glückstreffer gelandet und Deine Schuhgröße stimmt. Wahrscheinlicher ist aber, dass die „berechnete“ Schuhgröße nicht stimmt.
Du siehst, ganz sicher würdest Du Dich bei der Ermittlung Deiner Schuhgröße niemals auf eine Berechnung (bzw. auf eine Abschätzung) verlassen. Also solltest Du das bei der „Berechnung“ Deines Grundumsatzes erst recht nicht machen.
Empfehlungen zum Grundumsatz
Viele Diätempfehlungen oder Trainingsempfehlungen nehmen den berechneten Grundumsatz als Basis für ihre Empfehlungen. Du kannst vor allem in Laienforen und auf Seiten, die sich mit Kraftaufbau oder Gewichtsverlust beschäftigen Ratschläge lesen wie „Iss zum Muskelaufbau 500 kcal mehr als Du verbrauchst“ oder „Iss zum gesunden Abnehmen 200 kcal weniger als Dein Grundumsatz“.
Aber wie soll man denn 500 kcal mehr essen als man verbraucht oder 200 kcal weniger essen als der Grundumsatz – wenn man den Grundumsatz und damit seinen Kalorienverbrauch gar nicht kennt?
Wie findet man den richtigen Grundumsatz?
Das spielt keine Rolle. Denn Deinen „richtigen“ Grundumsatz zu kennen, ist überflüssig. Wenn Du abnehmen willst und Deine Gewichtsabnahme stagniert, treibe mehr Sport – ganz egal, ob Du Deinen Grundumsatz kennst.
Wenn Du Kraftsportler bist und Dein Muskelaufbau stagniert, trainiere mehr. Und solltest Du der Meinung sein, dass Du vom Essen Muskeln und nicht Fett aufbaust, dann iss eben mehr. Deinen Grundumsatz musst Du in keinem der Fälle kennen.