Bin neu und mitten drin

Hallo Leute,

ich heiße Vanessa und bin 19 Jahre jung. Ich bin um die 1,74 m groß und hab vor einem knappen Jahr noch 88,3 kg gewogen. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst als kleines Kind schon ein kleiner Klops gewesen war und irgendwann wurde es immer mehr. Schließlich wog ich ganze 96 kg und ich hatte die Schnauze voll!
Da ich in meiner Schulzeit eigentlich nur gemobbt wurde leide ich heute noch immer unter psychische Problemen. Hört sich hart an, ist aber leider die Wahrheit. Ich wurde Jahre lang nur fertig gemacht und nie wirklich so akzeptiert, wie ich bin/war. Klar, viele denken, dass gehört dazu ... doch wenn man ganze zehn Jahre lang beleidigt, schräg angeguckt wird und ähnliches, tut es irgendwann einfach nur noch weh ...
Wie dem auch sei. Ich habe schließlich bei einem Kampfgewicht von 96 kg gesagt: Jetzt ist schluss!
Natürlich hatte ich schon öfter probiert "abzunehmen", doch hielt ich nie durch und aß wieder. Als ich noch ein Tennie war, war für mich mein Essverhalten völlig normal und ich konnte nicht nachvollziehe, warum meine Mutter sagte, dass ich mal darauf achten sollte, was ich in mich hineinstopfe. Ich fand es normal und sah nichts seltsames daran. Deswegen wunderte ich mich auch, warum ich immer dicker und dicker wurde.
Meine Mutter war irgendwann so verzweifelt, dass sie mir, als ich mal wieder ankam und meinte ich hätte "Hunger", den gesamten Kühlschrank ausgeräumt und vor mir auf den Tisch gestellt hatte. Natürlich hatte das in einem tränenreichem Disaster geendet und dennoch hatte es mich nicht wachgerüttelt.

Es hört sich komisch an und man sagt auch, dass man für sich selber abnehm solle, doch tat ich es eigentlich nur um den anderen zu zeigen, dass ich es kann. Ich wollte all den Jungs, die ich über die Jahre angehimmelt hatte, zeigen, dass unter diesem dicke Mädchen, welches keiner mochte, doch ein schöner Schwann wohnte.

Und wie sollte es auch anders sein, ich fing natürlich völlig falsch an. Ich reduzierte meine Tageszufuhr von Essen auf fast 0. Ich ernährte mich von trocken Brot, Wasser und hier und da mal ein Stück Obst oder Gemüse. Bewegen tat ich mich nicht gerade viel. (Ich HASSTE Sport!!!) Und da ich schon nach kurzer Zeit etwas abnahm sah ich auch keinen Grund darin mit Sport anzufangen. Nach ein paar Monaten (ich glaube 1,5-3) wog ich schon nur noch 80kg.
Ich fand das schon wirklich gut, doch war noch längst nicht zufrieden.
Ich machte eine Pause und aß wieder normal. Da mein Magen nun um einiges kleiner war, aß ich dementsprechend auch nur noch wenig. Ich ernährte mich ausgewogen und naschte auch hier und da mal. Ein Besuch bei McDonalds fand ich nicht einmal mehr so schlimm. Was mir zum Glück erspart blieb war der berühmte Jo-jo-Effekt. Ich nahm nicht zu. Klar, wenn ich gut gegessen hatte wog ich schon um die 1-2 kg mehr doch nahm ich die nach einem Tag, in dem ich mich wieder normal ernährte, wieder ab.

Nach einiger Zeit fing ich wieder an mich vor mir zu ekeln. Ich nach weitere 5 kg ab (doch nun auf gesunde Art und Weise ... auch wenn der Sport immer noch zu kurz kommt) und hatte damit noch 75 kg auf den Rippen. In meiner Umgebung merkten nun langsam alle, dass ich schlanker geworden war ... doch ich? ... ich war die einzige, die es nicht sah /sieht.
Es ist hart und ich weiß auch nicht waurm das so ist, doch seh ich all diese Kilos, die ich verloren habe, noch immer an mir. Ich fühle mich noch immer genause wie mit 96 kg und sehe noch immer das gleiche Mädchen im Spiegel.
Heute wiege ich 72 kg und möchte noch auf 65 kg hinunter. Ich bin davon überzeugt, dass ich es schaffe doch habe ich Angst davor, dass ich dann, wenn ich 65 kg wiege, noch immer das dicke Mädchen aus der Schulzeit sehe.
Meine Mutter (die mich immer unterstützt hat und an meiner Seite ist) hat schon Befürchtungen, dass ich an Selbstwahrnehmungstörungen leide ... na ja ...

Ich will eigentlich nur damit sagen: Wenn ihr abnehmen wollt, dann tut es wirklich auf gesunde Art und hört nicht wie ich einfach auf zu essen. Klar, man nimmt durch diese "Methode" ab, doch gesund ist das alle Male nicht!
Ich bereue es, dass ich nicht mit Sport und gesunder Ernährung abgenommen habe ... vielleicht hätte ich dann nicht das Gefühl, dass ich noch immer die 24kg mit mir herum schleppe.

LG Vanny

Hallo Vanessa,

Hmm, also ich kann nicht bestätigen, das bei "gesunder" Abnahme das Selbstwahrnehmungsgefühl bei mir anders war als bei Dir. Oder höchstens unerheblich anders.
Auch ich dachte noch laaaaange weiterhin, ich sei noch dick, auch nachdem ich ca. 25 Kilo abgenommen hatte. Und ich nahm mit Sport und ausgewogener Ernährung und Dank dieses Forums hier ab.
Ich griff weiterhin bei Einkäufen zu Kleidungsstücken in Größen, die mir nun viel zu gross waren. Das war für mich das deutlichste äussere Anzeichen, das ich noch lange nicht verinnerlicht hatte, wieder schlank zu sein. Denn als Kind/Jugendliche war ich nie dick, darum "wieder schlank".

Ich denke einfach, der Kopf muss in diesen Fällen dem Körper erstmal hinterherkommen. Sprich, die Selbstwahrnehmung ist tatsächlich erstmal noch gestört.
Schau mal, wenn man viele Jahre lang dick war und darunter sehr gelitten hat, wie soll sowas denn SO SCHNELL "heilen" ?
Bei Dir kommen noch Hänseleien dazu, also auch noch Verletzungen von aussen. Das blieb mir grösstenteils erspart.

Ich glaube, mit der Zeit gewöhnt man sich einfach daran, nicht mehr dick zu sein, dauert aber evtl. Jahre. Bei mir war es zumindest so.
Und was Du schreibst, bestätigt auch mal wieder, das nicht alles plötzlich toll im Leben ist, wenn man schlank ist. Das ist nämlich sowieso ein Irrglaube und wer sich an sowas klammert, wird evtl. dann sehr enttäuscht sein.

Natürlich leidest Du auch heute noch unter psychischen Problemen wegen Deiner schweren "dicken Zeit". Alles andere hätte mich auch erstaunt bzw. wenn Du kackfrech behauptet hättest, nun sei Dein Leben nur noch toll, hätte ich Dir eh kein Wort geglaubt ;-)
Hast Du aber nicht, Du hast hier lieber ehrlich geschrieben, wie es Dir geht.

Ich wünsche Dir, das mit der Zeit die Wunden bei Dir heilen. Und Du bist jetzt auch erwachsen, kein Kind mehr. Kinder können sich oftmals gar nicht wehren, DU kannst Dich jetzt aber wehren, wenn Dir jemand zu doof kommt. Setze dann anderen Menschen Grenzen, wenn sowas geschieht oder droht, zu geschehen.
Niemand hat ein Recht, einen anderen Menschen zu verletzen, auch psychisch nicht. Das es trotzdem geschieht, ist leider auch Alltagsgeschehen und oft geschieht es auch unabsichtlich von anderen, weil sie nicht nachdenken.
Denen kann man dann aber mal STOPP sagen, bis hierhin und nicht weiter !!
Spätestens DANN denken sie evtl. mal nach...
Ich plädiere also nicht dafür, sich einfach n "dickeres Fell" zuzulegen, weil sowas eh fast nie funktioniert, sondern lieber zu sagen, was einem nicht passt.

Und falls hier jemand denkt, oh je, wenn ich sage, was mir nicht passt, hat mich jemand vielleicht nicht mehr gern....
Wenn ich zu irgendwas NEIN sage, falle ich vielleicht in Ungnade
und niemand mag mich am Ende mehr. :-(
Das wird NICHT geschehen !!
Kann sein, das Menschen im ERSTEN MOMENT so reagieren, wenn man ihnen mal Stopp sagt, aber langfristig gesehen bekommen die eher Respekt vor einem.
So ist das jedenfalls bei mir gewesen.
Mir kommt keiner mehr blöd, hat sich wohl mittlerweile rumgesprochen, das ich dann unangenehm werden kann.
Oder aber, ich strahle das schon so aus, das man mir nicht zu blöd kommen kann, was ich eher vermute. Denn auch Menschen, die mich noch nicht lange kennen, begegnen mir erstmal mit Respekt.

Das alles heisst nicht, das man mit mir keine Spässchen machen kann, ich lache ausgesprochen gern, bin auch oft richtig albern und habe auch sehr viel Humor. Aber eben nicht mehr, wenn man mich persönlich beleidigt und verletzt, dann is Schluss mit lustich. Und sowas muss auch nicht sein. Denn es ist kein bisschen witzig, sich über andere lustig zu machen, sondern ein Zeichen von innerer Armseligkeit und nix anderes !
So meine Meinung dazu.

Liebe Grüsse
vom Lianchen



Nachricht bearbeitet (16.01.2012 08:58)

Lianchen an Maschinenraum: Beam me up, Scotti !

Hallo ihr,

bei mir ist das genauso gewesen, immer falsche Größe bei Klamotten :-)

Hat bei mir ungefähr ewig gedauert, bis ich das geschnallt habe. Naja, heute kenn
ich sie... :-D Am besten war mal, als ich ne Hose Größe 32 kaufen wollte, und die
Verkäuferin meine, Quatsch, 28. Ich habe von 32 bis 28 runter alle Größen
durchprobiert, weil ich es ihr einfach nicht glauben wollte, sie hatte aber recht!

Mein größtes AHA-Erlebnis in dem Zusammenhang war, als ich ohne Waage
abgenommen habe. Is lange her, war sehr anstrengend.

Mein Spiegel sagte: immer noch zu dick. Als ich dann nach einem halben Jahr doch
mal wieder eine Waage erwischt hatte und mit Klamotten und Schuhen bei ebenfalls
175 cm nur 56 Kilo gewogen habe, war ich total geschockt. Einerseits positiv, weil ich
dachte, Anke, du hast es tatsächlich geschafft, andererseits negativ, weil ich gemerkt
hab, dass mit meiner Wahrnehmung was nicht ok ist.

Bei mir hat es zwei bis drei Jahre gedauert, bis die Panik vor dem wieder zunehmen
endlich weg war und ich meine "neue" Figur genießen konnte. Aber es gibt immer
noch Tage, da denke ich mein Hintern ist grotesk dick und mein Oberkörper grotesk
schmal, dabei sehe ich recht normal aus. Es hilft nicht grade, dass ich eher
schmale Becken schön finde und selber aber mehr in die kurvige Liga gehöre.

Mittlerweile 20 Jahre später wiege ich - wie schon öfter erwähnt - 63 und würde
mich gerne wieder auf 59 runterkriegen. Aber im Prinzip ist meine Figur völlig ok
so. Dünner finde ich nur einfach schöner.

Wie sagt mein Freund immer: Luxusprobleme, die keine sind. Aber hey, besser als
wenn ich echte hätte :-D

Liebe Grüße,

Anke

Ich weiß auch nicht, irgendwie ticke ich auch falsch. Ich fand mich mit 108 Kilo nicht sonderlich fett ( was ich aber war ), noch fühle ich mich jetzt besonders schlank.
Warum auch immer.

Bilder sind da sehr aussagekräftig.



Vor 5 Jahren "halbiert". Das Halten ist aber schwieriger...